Geschichte der Gemeinde Zarnewanz
Die Entstehung des Dorfes Zarnewanz ist urkundlich nicht genau festzustellen. Der Name "Zarnivas" (Schwarzbart) besagt, dass das Dorf wendischer Herkunft sein muss. Erstmals urkundlich erwähnt ist Zarnewanz 1268. Es gehörte Georg von York, der es an das Kloster Doberan verkaufte. Ritter Johann Ummereise überlässt dem Rostocker Ratsmann den Pfandbesitz von Zarnewanz. 1353 verkaufte Herzog Albert von Mecklenburg dem Kloster Doberan alle Rechte in Zarnewanz mit Ausnahme der Steuern.
Zarnewanz hatte mehrere Besitzer, von 1518 bis 1872 gehörte es der Familie von der Lühe. Fünf Bauern wohnten 1622 nachweisbar in Zarnewanz, das noch zum Gut Schulenburg gehörte. Der 30-jährige Krieg hatte das Dorf stark mitgenommen. Wallenstein zog 1628 nach Vertreibung der mecklenburgischen Herzöge ins Land. Nach seiner Absetzung kam 1630 der Schwedenkönig Gustav Adolf. Dadurch verlor Volrat von der Lühe alle seine Güter. 1633 gelang es Volker von der Lühe, wieder in den Besitz dieser Güter zu kommen und Zarnewanz gehörte nun zu Kölzow, welches ebenfalls im Besitz von der Lühes war.
Curd von der Lühe verkaufte 1650 Kölzow mit Pertinenzen (Nebengütern) an den Major Ingolf Bengsohn Rosenfeld. Dieser veräußerte Zarnewanz 1655 an Adolf Friedrich von der Lühe auf Stormstorf. Die ersten Bauern siedelten in Zarnewanz zwischen 1729 und 1748, genauere Angaben existieren nicht. Die Familie von der Lühe verlegte ihren Wohnsitz nach Zarnewanz, das nun Hauptgut wurde. Zu dieser zeit gab es schon eine Schäferei, eine Ziegelei und um ca. 1800 eine Schmiede. 1819 lebten 176 Einwohner in Zarnewanz. 1849 existierte eine einklassige Schule.
1959 starben von 242 Einwohnern 13 an der Cholera. Aus diesem Grunde legte man östlich des Dorfes einen Cholerafriedhof an. Zarnewanz ging 1872 in den Besitz des Grafen Heinrich von Bassewitz auf Dalwitz über. Durch die Errichtung der Zuckerfabrik in Tessin (1895) baute man eine Schmalspurbahn (Rübenbahn) bis nach Zarnewanz. 1898 entstand die Dorfstraße. In der Schule wurde 1905 ein zweikassiger Unterricht durchgeführt.
Grad David von Bassewitz verkaufte 1927 Zarnewanz mit seinen Nebengütern an die Kultur- und Siedlungs AG Deutsche Landwirte in Schwerin. 1928- 1932 wurde Zarnewanz aufgesiedelt und elektrifiziert. Die Siedler kamen aus Hessen, Würthemberg, Waldeck und dem Rheinland. Siedlerhäuser entstanden zu bei den Seiten der Sülzer Landstraße. Mit der Aufsiedlung stieg auch die Einwohnerzahl. Das Dorf erhielt ein völlig neues Ortsbild. Es entstand ein Straßendorf. Neben dem Umbau der Gutsgebäude und Tagelöhnerkaten wurden entlag des Landwegen Tessin - Bad Sülze Bauernwirtschaften errichtet. Es entstanden 45 Bauernstellen und 7 Häuslereien. Von den ehemaligen Gutsarbeitern blieben nur wenige im Dorf. Sie erhielten Untekunft in den beiden Gemeindehäusern. Der letzte Inspektor eröffnete in der ehemaligen Grundschule einen Kolonialwarenladen. Außer der Schmiede arbeitete eine Stellmacherei und ein Schuhmacher im Ort. Natürlich fehlte auch eine Gastwirtschaft nicht. Im ehemaligen Speisesaal des Gutshauses wurde ein Kirchsaal eingebaut und 1931 durch den Landessuperintendenten Heinrich Behm aus Bad Doberan geweiht. Die Feuerwehr in Zarnewanz gründete sich ebenfalls im Jahre 1931. 1935 entstand ein Entekindergarten. 1939 hatte Zarnewanz 383 Einwohner.
Während des 2. Weltkrieges blieb Zarnewanz von aktiven Kampfhandlungen verschont, jedoch fielen 18 junge Männer aus der Gemeinde auf den Schlachtfeldern Europas. 1945 wurden die Kinder in der Schule von der ersten bis zur sechsten Klasse unterrichtet. Ab 1949 gab es einen Kindergarten und eine Maschinen-Ausleih-Station (MAS), 1950 eine Maschinen-Traktoren-Station (MTS) und eine Bäuerliche Handels-Genossenschaft (BHG) mit Verkauf und Bank. Durch Spenden und Leistungen der Bauern konnten 8 Wohnungen für die Umsiedlerfamilien geschaffen werden. 1952 bildete sich ein Örtlicher-Landwirtschafts-Betrieb (ÖLB) und die erste LPG Typ I. 1960 schlossen sich die Bauern zu einer LPG Typ III zusammen.
Die erste Wasserleitung wurde 1960 im Dorf gebaut. 1972 baute man die große Wasserleitung in der Gnewitzer Straße. Die Kooperative-Abteilung-Pflanzenproduktion (KAP) und Tierproduktion (Milchwirtschaft und Schweinemast) wurde 1972 gebildet. 1978 - 1979 wurde eine Abwasserleitung gelegt.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990 schlossen alle staatlichen Betriebe und Einrichtungen. 1990 lebten in der Gemeinde 383 Einwohner.
Die Verbindungsstraße zwischen Stormstorf und Zarnewanz erhielt 1990 einen Asphaltbelag. Im Zuge des Bodenneuordnungsverfahrens wurden die Zarnewanzer Straßen "Grafenweg" und "Am Bahndamm" asphaltiert und der Ortsteil Kleinhof über Betonspurstraßen mit Stormstorf und Zarnewanz verbunden. Es entstanden 2 Feuerlöschteiche und ein Kinderspielplatz . Das Zarnewanzer Gutshaus ist wieder in Privatbesitz übergegangen. Der Kirchenraum wurde 2022 wieder entweiht. Der Glasfaserausbau fand ca. 2022 statt.
Heute (Stand 31.Dez.2023) leben 454 Einwohner in der Gemeinde Zarnewanz.